Am 6. und 7. März 2025 fand an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen die jährlich tagende Konferenz der Österreichischen Pastoraltheolog*innen statt. Im Mittelpunkt standen diesmal die Aufarbeitung und die Prävention von sexuellem Missbrauch in der Kirche. Vorgestellt wurden das Projekt „Mut zum Hinsehen“ und Erfahrungen im bzw. Überlegungen zum Schutz vor Missbrauch auf Ebene der Weltkirche.
„Mut zum Hinsehen“
Das Projekt „Mut zum Hinsehen“ wurde von der Diözese Bozen-Brixen initiiert. In seiner Präsentation betonte Gottfried Ugolini, Leiter des diözesanen Dienstes für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen der Diözese Bozen-Brixen, die Verantwortung der Kirche, sich den eigenen Verfehlungen zu stellen und den Betroffenen Gerechtigkeit und Unterstützung zukommen zu lassen.
Beim Projekt gehe es, so Ugolini, um ein Dreifaches: zunächst ums Eingestehen; die Kirche hat Missbrauch ermöglicht und vertuscht. Diese Schuld muss offen bekannt werden. Dann geht es um Unterstützung; Betroffene sollen psychologische Begleitung bekommen, wenn sie es wünschen; die Diözese übernimmt die Kosten. Drittens geht es um Vermeidung; die Kirche muss Konsequenzen aus der Vergangenheit ziehen, einen Maßnahmenkatalog erarbeiten und umsetzen, um so zu einem sicheren Ort für Minderjährige und schutzbedürftige Personen zu werden.
Die Etappen des Projektes sind: Recherche in diözesanen Archiven und Befragung von Zeitzeugen, Aufarbeitung des Vorgefallenen und Entwicklung bzw. Umsetzung von Präventionsmaßnahmen. Bis zum Abschluss 2026 wird das Projekt von externen Fachleuten begleitet und evaluiert, um sicherzustellen, dass es zu nachhaltigen Veränderungen in allen Bereichen der Diözese kommt.
„Safeguarding – Herausforderung und Chance für die Weltkirche“
Zweiter Höhepunkt der Konferenz war der Vortrag von Prof. Dr. Hans Zollner SJ, Leiter des Institute of Anthropology. Interdisciplinary Studies on Human Dignity and Care (IADC) an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Zollner betonte, dass Safeguarding mehr sei als bloße Prävention. Es gehe darum, sichere Beziehungen, sichere Räume und sichere Abläufe innerhalb der Kirche zu schaffen und zu gewährleisten. In seinem Vortrag stellte er die Dringlichkeit heraus, das kirchliche Verständnis von Macht und Autorität kritisch zu hinterfragen. Er forderte mehr Mut, Strukturen, die Missbrauch begünstigen, zu verändern. Dabei wies er darauf hin, dass eine nachhaltige Transformation nur durch einen systemischen Wandel erfolgen könne. Der Fokus auf die Perspektive der Betroffenen sei dabei entscheidend.
Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Die Konferenz an der PTH Brixen hat einmal mehr deutlich gemacht, dass die Kirche sich ihrer Verantwortung bewusst werden und entschlossen handeln muss. Das Projekt „Mut zum Hinsehen“ in der Diözese Bozen-Brixen, aber auch die Erfahrungen und das Wissen, das auf Ebene der Weltkirche im Bereich von „Safeguarding“ inzwischen gesammelt wurde, zeigen Wege auf, wie Missbrauch nachhaltig verhindert werden kann.
Nähere Informationen zum Projekt gibt es auf der Homepage der Diözese Bozen-Brixen.